Achter „Health Circle“ der Initiative Gesundheitswirtschaft:
""Der ökonomische Fußabdruck der dienstleistungsorientierten Gesundheitswirtschaft in Brandenburg – Exemplarische Ergebnisse anhand dreier Reha-Kliniken"
Potsdam, 11.11.2015„Der ökonomische Fußabdruck der dienstleistungsorientierten Gesundheitswirtschaft in Brandenburg“ – dieses Thema stand im Mittelpunkt des achten „Health Circle“ der Initiative Gesundheitswirtschaft Brandenburg e.V. (IGW BB) am 11. November 2015 in Potsdam. Das WifOR-Institut Darmstadt hat in den vergangenen Jahren die ökonomische Bedeutung der Gesundheitswirtschaft in Deutschland in mehreren Studien untersucht und die Grundlagen für ihre Einbeziehung in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung gelegt.
Im Auftrag von drei Reha-Kliniken des Landes Brandenburg legte das Institut jetzt erstmals eine Studie für Reha-Kliniken im Land Brandenburg vor, die durch Dr. Dennis A. Ostwald, Geschäftsführer des WifOR-Instituts vorgestellt wurde. Moderiert durch Elimar Brandt, Vorstandsvorsitzender der PflegeZukunfts Initiative e.V., diskutierten im Anschluss Katrin Eberhardt, Geschäftsführerin des Reha-Klinikums „Hoher Fläming“, im Oberlinhaus sowie des Reha-Zentrums im Oberlinhaus, Michael Zaske, Leiter des Referats Gesundheitliche Versorgung, Gesundheitswirtschaft, Krankenhäuser, Rehabilitation im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg, Dr. Stephan Fasshauer, Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Berlin-Brandenburg, und Stefan Frerichs, Leiter der Wirtschaftsförderung Potsdam, über die Ergebnisse.
Bereits bei seiner Begrüßung der zahlreichen Gäste hatte Jürgen Heese, Vorstandsvorsitzender der IGW BB, auf einen Widerspruch hingewiesen: Einerseits leiste die Gesundheitswirtschaft einen bedeutenden Beitrag zu Wertschöpfung und Beschäftigung, andererseits werde sie häufig eher als Kostenfaktor wahrgenommen. Wie stark die wirtschaftliche Entwicklung durch Einrichtungen der Gesundheitswirtschaft geprägt wird, verdeutlichte Dr. Ostwald: Im Jahr 2013 lag der Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung in Deutschland bei 11,1 Prozent, der Beschäftigungsanteil bei 14,8 Prozent.
„Oft steht die industrielle Gesundheitswirtschaft im Fokus“, sagte Dr. Ostwald. „Auf sie entfällt jedoch nur ein Viertel der Wertschöpfung im Verhältnis zur dienstleistungsorientierten Gesundheitswirtschaft mit drei Vierteln. Deshalb freut es uns besonders, dass mit der jetzt vorliegenden Studie erstmals der Fokus auf Reha-Einrichtungen gelegt werden konnte.“ Diese – die Reha-Klinik „Hoher Fläming“ in Belzig, die zur Michels-Klinken-Gruppe gehörende Brandenburg Klinik in Wandlitz und die Reha-Klinik Hohenelse der Deutschen Rentenversicherung Berlin-Brandenburg in Rheinsberg – bestätigen die grundlegenden Trends der Gesundheitswirtschaft im Land Brandenburg. Ihr Umsatz wurde zu beinahe Dreivierteln als Wertschöpfung im Land selbst erbracht. Erheblich sind auch die indirekten oder induzierten Effekte, die erhebliche zusätzliche Wertschöpfung generieren. Das Wachstum lag über dem Landesdurchschnitt. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Beschäftigung: Über 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren zum Untersuchungszeitraum in den Kliniken tätig, hinzu kamen mehr als 550 „induzierte“ Arbeitsplätze. Das Lohnniveau ist vergleichsweise hoch und lässt auf gute fachliche Qualifikation schließen. Auch der Zuwachs bei den direkten Arbeitsplätzen seit 2008 liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt im ländlichen Raum. Dieses Wirtschaftspotenzial, so schlussfolgerte Dr. Ostwald, gelte es in den kommenden Jahren weiter zu stärken. Die demografische Entwicklung führe zu steigender Nachfrage nach Reha-Leistungen. Um diese Chance nutzen zu können, seien Maßnahmen zur Fachkräftesicherung und Investitionen in die erforderliche Infrastruktur notwendig.
Auf Handlungsbedarf aus Ihrer Sicht machten die Teilnehmer der Diskussionsrunde aufmerksam. Dr. Fasshauer erzählte, wie es zu der Idee für die Studie gekommen war: Sowohl die Klinik Hohenelse als auch die Brandenburg Klinik sahen sich mit deutlichen Verschlechterungen der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr konfrontiert und fanden für ihre Gegenargumente kein Gehör. „Wir haben überlegt, wie wir den Verantwortlichen die Bedeutung unserer Einrichtungen für die Region klarmachen können, die Reha-Klinik „Hoher Fläming“ als Partner gewonnen und das WifOR-Institut als anerkannte Forschungseinrichtung beauftragt“, berichtete er.
Dr. Ostwald bestätigte, dass für Patienten nicht medizinische Kompetenz allein zählt, sondern auch die Rahmenbedingungen bei der Entscheidung für eine Reha-Klinik stimmen müssen. So erging seitens der Kliniken deutlich die Forderung an die regionale Politik, Sorge für die erforderliche Infrastruktur zu tragen. Katrin Eberhardt kritisierte darüber hinaus, dass derzeit ein großer Teil der Brandenburger Reha-Patienten ihre Behandlung in anderen Bundesländern antreten. „Auch aus Berlin kommen trotz der ursprünglichen Vereinbarung weit weniger Patienten, als wir in den sehr guten Brandenburger Einrichtungen behandeln könnten“, sagte sie. Michael Zaske unterstrich die intensive Förderung der Reha-Einrichtungen durch das Land Brandenburg. Die Landespolitik verstehe die Unterstützung dieses Bereiches weiterhin als wichtiges Anliegen und werde sich dafür auch gemeinsam mit Berlin engagieren.
Der Potsdamer Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs sprach sich für ein enges Miteinander der Akteure bei der Unterstützung der Gesundheitswirtschaft aus, die in der gemeinsamen Clusterstrategie Berlin-Brandenburg gefördert werde. Unbestritten sei die große Bedeutung dieses Bereiches für die wirtschaftliche und beschäftigungspolitische Entwicklung. Diese, so Elimar Brandt, sei durch die Studie eindrucksvoll nachgewiesen worden. „Es geht darum, dass die Reha-Kliniken die ihnen zustehende Wertschätzung erfahren“, sagt er. „Dazu müssen sie als wichtiger Wirtschaftsfaktor wahrgenommen werden. Nutzen Sie die Fakten, um einerseits das Selbstbewusstsein der Mitarbeiter zu stärken und andererseits Krankenkassen, Rentenversicherungen sowie die politisch Verantwortlichen vor Ort zu überzeugen!“
Weitere Informationen zur Initiative Gesundheitswirtschaft Brandenburg unter www.igw-bb.de
Presseinformation achter Health Circle am 11.11.2015