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Zehnter „Health Circle“ der Initiative Gesundheitswirtschaft: 
"Innovation oder Irrweg? – Chancen, Risiken und erste Erfahrungen privater Medizinerausbildung im Land Brandenburg"

Potsdam, 29.03.2017
Foto zum Presseartikel 10. Health CircleDie private Medizinische Hochschule Brandenburg hat sich seit ihrer Gründung 2014 zu einem wichtigen Impulsgeber für die medizinische Nachwuchsgewinnung im Land entwickelt und besitzt gute Chancen, die 2020/2021 anstehende Akkreditierung durch den Wissenschaftlichen Rat zu erhalten. Das ist der Tenor des 10. „Health Circles", zu dem die Initiative Gesundheitswirtschaft Brandenburg e. V. (IGW BB), am 29. März in die Manege des Kutschstalls in Potsdam eingeladen hatte. Sein Thema: „Innovation oder Irrweg? – Chancen, Risiken und erste Erfahrungen privater Medizinerausbildung im Land Brandenburg".

Jürgen Heese, Vorstandsvorsitzender der IGW BB, knüpfte in seiner Begrüßung der über 60 Gäste an einen „Health Circle" im April 2012 an: Damals waren das Für und Wider einer eigenständigen und privat finanzierten Medizinischen Hochschule im Land teils kontrovers diskutiert worden. „Heute fragen wir nicht mehr, ob die Idee realisierbar ist, sondern inwieweit die mit der Gründung verbundenen Ziele erreicht werden", sagte er. Heese nutzte die Jubiläumsveranstaltung zugleich zu einem kurzen Rückblick auf spannende Debatten, mit denen die IGW BB sich in den „Health Circles" regelmäßig in aktuelle Entwicklungen der brandenburgischen Gesundheitswirtschaft einbringt. Beim Start der Reihe im Jahr 2011 hatte der 1. „Health Circle" sich zum Beispiel mit der Fachkräftesituation und möglichen Lösungsansätzen beschäftigt.
Mit Blick auf den dringend benötigten Ärztenachwuchs wurde dieses Thema beim 10. „Health Circle" nun aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Im Podium diskutierten Carsten Feller, Leiter der Abteilung Wissenschaft und Forschung im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Prof. Dr. Edmund Neugebauer, Dekan der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Dr. med. Karsten Bittigau, Geschäftsführer des Evangelischen Diakonissenhauses Berlin Teltow Lehnin, und Bertram Otto, Medizinstudierender an der MHB Theodor Fontane; die Moderation hatte der Wissenschaftsjournalist Armin Himmelrath.

Exzellente Lehre, Forschung soll ausgebaut werden

Professor Neugebauer, der im September 2016 die Leitung der MHB als Nachfolger von Gründungsdekan Prof. Dr. Dieter Nürnberg übernommen hatte, sieht diese auf dem richtigen Weg. „Was ich vorgefunden habe in Ausbildung und Lehre ist exzellent", sagte er. „Das bestätigen auch die Evaluationsdaten, die wir regelmäßig von den Studierenden erheben." Nachholbedarf sieht der Dekan bei der Forschung, die zielstrebig ausgebaut werden solle. Neugebauer kann auf seine langjährigen Erfahrungen als Direktor des Instituts für Forschung in der Operativen Medizin und Inhaber des Lehrstuhls für Chirurgische Forschung an der privaten Universität Witten/Herdecke (Nordrhein-Westfalen) verweisen.

Die positive Einschätzung bestätigte Carsten Feller aus Sicht des Ministeriums. Die Nachfrage nach den jährlich angebotenen Studienplätzen spreche für sich: Auf 48 Plätze kommen rund 700 Bewerberinnen und Bewerber. Die inhaltliche Ausrichtung, die den Empfehlungen des Wissenschaftlichen Rates folgt, bewähre sich. „Mit der Problemorientierung, dem frühzeitigen Kontakt zu Patienten und früher wissenschaftlichen Arbeit ist die MHB auf einem guten Weg", sagte er. Die zu einer Universität gehörende Medizinforschung müsse in der kommenden Zeit in Ruhe aufgebaut werden.

Praxisnähe fördert Identifikation mit der Region

Dr. Bittigau, hob die Praxisnähe der Medizinerausbildung hervor, die ja auch Auftrag der MHB als Beitrag zur medizinischen Versorgung in der Fläche sei. „Noch gibt es zwar keine Absolventen, aber der enge Kontakt der Studierenden zu Krankenhäusern wirkt auf beide Seiten motivierend", unterstrich er. Seit Gründung der MHB beobachte er ein wachsendes Interesse von Chef- und Oberärzten, sich in der Lehre zu engagieren. Es gebe Anfragen aus der Industrie nach Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit. „Auch Pflegefachkräfte, die gerne ein Medizinstudium aufnehmen würden, fragen nach den Voraussetzungen dafür." Seine Antwort auf die Frage des Moderators, ob die MHB ein Vakuum gefüllt hätte: „Ja, es gab ein solches Vakuum." Auch für die berufsbegleitende Qualifizierung sei die MHB prädestiniert, könne wegen des fehlenden Promotionsrechtes aber noch nicht wirksam werden.

Medizinstudent Bertram Otto berichtete über seinen Weg in den Arztberuf. Nach vier Jahren vergeblicher Suche nach einem Studienplatz hatte er bei der MHB diese Chance erhalten. „Es wurde nicht nur nach meinem Abitur gefragt", erklärte er. Das hätte mit der Note 1,6 sonst nicht ausgereicht. „Woher ich komme, welche Motivation und welche Voraussetzungen ich für den Arztberuf mitbringe und ob ich auch in Brandenburg bleiben würde, auch dafür hat man sich bei der Bewerbung interessiert." Bei Kontakten zu Kommilitonen von medizinischen Fakultäten anderer Universitäten erlebe er mitunter Staunen: Im dritten Semester schon in einer Klinik praktisch tätig zu sein, das sei dort unvorstellbar. Die MHB habe bundesweit das einzige regionalspezifische Curriculum. Für die Studenten bedeute das nicht nur ein interessantes Studium, sondern auch eine frühe Bindung an ein Krankenhaus.

Einbindung in den Gesundheits-Campus Brandenburg

Streitpunkte bildeten das Promotionsrecht und die Finanzierung. Während Prof. Neugebauer und Dr. Bittigau dieses recht vehement einforderten, machte Carsten Feller auf die dafür notwendigen Voraussetzungen aufmerksam. Ein Antrag auf Erteilung des Promotionsrechtes an den Wissenschaftsrat müsse unbedingt Aussicht auf Erfolg haben, um Schaden für die MBH zu vermeiden. Durch die Einbindung der MBH in den Gesundheits-Campus Brandenburg werde der Aufbau der Forschung wirksam unterstützt. Hier stünden starke Partner aus dem universitären und außeruniversitären Bereich zur Verfügung, um gemeinsam Projekte zu entwickeln und umzusetzen. Das Land stelle zudem erhebliche Fördermittel bereit, habe den Zugang zu Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) erleichtert und unterstütze die Netzwerkarbeit. Eine direkte staatliche Finanzierung der privaten MHB sei dagegen nicht vorgesehen. In der Versorgungsforschung gebe es viel zu tun: Altersmedizin, die Zusammenführung von stationärer und ambulanter Versorgung, Telemedizin oder Point-of-Care-Diagnostik seien spannende und für Brandenburg sehr wichtige Projekte und Innovationen, bei denen auch die MHB sich einbringen sollte.

Hintergrund

Träger der MHB ist die Medizinische Hochschule Campus gGmbH, an der das Städtische Klinikum Brandenburg GmbH und die Ruppiner Kliniken GmbH in Neuruppin jeweils zu einem Drittel beteiligt sind, außerdem die Immanuel Diakonie GmbH in Berlin mit der Immanuel Klinik Rüdersdorf und dem Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg, die Sparkasse Ostprignitz-Ruppin und die Stadtwerke Neuruppin GmbH. Ausbildungsstandorte sind Neuruppin und Brandenburg an der Havel. Über 20 kooperierende Krankenhäuser aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt vergeben pro Jahrgang rund 30 Stipendien für Medizinstudierende der MHB.


PDFPresseinformation 10. Health Circle (29.03.2017 - PDF Dokument 161 KB)










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