Zwölfter „Health Circle“ der Initiative Gesundheitswirtschaft:
Innovationen brauchen grundsätzliche Standards statt kleinteiliger Bremsen. Digitalisierung im Spannungsfeld zwischen Wettbewerb und Tradition
Potsdam, 29.05. 2018

Trotz abendlicher Hitze von über 30 Grad war der Saal gut gefüllt – ein Zeichen für die hohe Aktualität des Themas, zu dem Jürgen G. Waldheim, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der IGW BB, Vertreter von Unternehmen, Kliniken, Krankenkassen, niedergelassene Ärzte, Apotheker und Gesundheitspolitiker herzlich begrüßte.
In Key notes umrissen die Rechtsanwälte Prof. Dr. Winfried Bullinger, Partner der Kanzlei CMS Hasche Sigle, und Michael Strubel, Senior Associate bei CMS Hasche Sigle, das Spannungsfeld von gewollter Innovationskraft und rechtlichen Rahmenbedingungen, die sich oft als hemmende Restriktionen erwiesen. Parallel zum internationalen Innovationstempo nähme die Regulierung in der EU – Stichwort Datenschutzgrundverordnung – und in Deutschland sogar zu. Dies bestätigte in einer Diskussionsrunde Michael Scherf, Geschäftsführer der Getemed GmbH in Teltow: „Wir haben 2011 den Innovationspreis Berlin-Brandenburg gewonnen, das wird uns kein zweites Mal gelingen. Die meiste Zeit verwenden wir heute nicht auf Forschung und Entwicklung oder Marktarbeit, sondern auf das Verfolgen, Verstehen und Umsetzen von neuen Gesetzen und Verordnungen.“
Auf Nachfrage von Moderator Ingo Bach, Chefredakteur Gesundheit beim Berliner Tagesspiegel, bestätigte er, dass sein Unternehmen neue Produkte eher in den USA oder einem anderen Land mit weniger hohen Hürden in den Markt bringen werde, als zu Hause. Mario Caja, Berliner Gesundheitssenator a. D. und Geschäftsführender Gesellschafter von „DieBrückenKöpfe“, berichtete über die Arbeit dieser Initiative. In ihr arbeiten Prominente und Experten mit. Sie unterstützen Unternehmen mit aussichtsreichen innovativen Ideen dabei, Zugänge zum hochkomplexen Gesundheitssystem zu finden und Projekte erfolgreich umzusetzen.
Michael Neugebauer, Geschäftsführer der Elbe-Elster-Klinikum GmbH, erläuterte, wie Akteure in seinem Umfeld die bestehende Hürden überwinden und Lösungen zum Nutzen der Patientenversorgung verwirklichen. „Not macht erfinderisch“, sagte er und verwies zum Beispiel auf Kooperationen zwischen den drei Elbe-Elster-Kliniken mit MVZ und niedergelassenen Ärzten über die Grenzen von stationärem und ambulantem Bereich hinweg. Die Sicherung der Versorgung im ländlichen Raum erhöhe die Bereitschaft zu innovativen Lösungen deutlich. Dennoch – so das Fazit der spannenden Diskussion – sei es an der Politik, innovationsfreundlichere Rahmenbedingungen zu schaffen. „Erfolg versprechender als Restriktionen und rechtliche Regelungen bis in das letzte Detail erscheinen mir Prinzipien und Standards für die Digitalisierung, die für alle gelten und an die man sich auch als Verbraucher, also Patient, halten kann“, so Michael Strubel.