Foto Presse
Foto Service Aktuelles Termine
Foto Service Vortraege

Dreizehnter„Health Circle“ der Initiative Gesundheitswirtschaft: 

Die Gesundheitswirtschaft als ein tragender Baustein für den Strukturwandel in der Lausitz 

Cottbus, 05.04.2019
Talkrunde 13. Health Circle in Cottbus
Die Gesundheitswirtschaft ist ein wichtiger Faktor für den Strukturwandel in der Lausitz, denn nur eine Region mit guter Gesundheitsversorgung ist attraktiv für Unternehmen und Fachkräfte. Aus der Gesundheitswirtschaft können zugleich Impulse für Innovationen kommen, die als Produkte und Dienstleistungen überregional und international vermarktet werden.

Beim 13. Health Circle der IGW BB am 4. April 2019 waren sich Experten und Publikum in diesen Aussagen weitgehend einig – die Frage ist nur, wie beides gelingt. Das Thema Kohleausstieg beschäftigt auch die Gesundheitswirtschaft der Region, wie sich im vollen Saal des Carl-Thiem-Klinikums Cottbus als Gastgeber zeigte. Mehr als 50 Gäste konnte Jürgen Heese, Vorstandsvorsitzender der Initiative, herzlich begrüßen.

„Die große Resonanz zeigt, das Thema brennt auf den Nägeln“, sagte er. Genau das bestätigte auch die Diskussion an diesem Abend. Mit welchen Maßnahmen sich die Landesregierung für die Zukunft der Lausitz engagiert, erläuterte der Lausitzbeauftragte des Ministerpräsidenten, Dr. Klaus Freytag. Auf Bundesebene arbeitet das Land eng mit den anderen vom Kohleausstieg betroffenen Ländern zusammen. Ein aktueller Erfolg ist die Aufstockung der Starthilfe, die das Bundeswirtschaftsministerium wenige Stunden zuvor bekanntgegeben hatte. Mit zusätzlichen Geldern für die Verbesserung der Infrastruktur, zahlreichen Förderprojekten, Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft vor Ort, Bürgerbeteiligung und intensivierter Investorenwerbung werde um die Zukunft der Lausitz gerungen. Themen wie Fachkräftesicherung für medizinische Einrichtungen und Pflege sowie die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum spielen dabei eine wichtige Rolle. Das lohne sich unbedingt, so Prof. Dr. Dennis A. Ostwald, der die Wirtschaftskraft der Lausitzer Gesundheitswirtschaft in Zahlen verdeutlichte. Sein WifOR-Institut hat die Gesundheitswirtschaft in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung eingeführt, damit liegen seit einigen Jahren erstmals belastbare Zahlen zum Beispiel über Wertschöpfung, Beschäftigungseffekte und Exportleistungen dieser sehr heterogenen Branche vor. Auch für die Lausitz sind diese beeindruckend: Für 2016 steht hier eine Bruttowertschöpfung von 3,4 Milliarden Euro zu Buche. Die Gesundheitswirtschaft hat damit einen Anteil von 11,8 Prozent an der Gesamtleistung der Wirtschaft, dem regionalen Bruttoinlandsprodukt. Ihr Wachstum ist mit 4,2 Prozent rund doppelt so hoch. Den Impulsvortrag von Prof. Dr. Dennis A. Ostwald haben wir am Ende dieses Artikels für Sie verlinkt.

Die Podiumsdiskussion, die durch Matthias Fichtmüller, Theologischer Vorstand des Oberlinhauses, moderiert wurde, verdeutlichte die unterschiedlichen Standpunkte zum Thema. „Vergesst mir die kleinen Orte nicht, die kleinen Häuser der medizinischen Versorgung in der ländlichen Region müssen erhalten bleiben“, forderte Christine Herntier, Bürgermeisterin von Spremberg. Sie hat als Mitglied der Kohlekommission für Zukunftsinvestitionen gekämpft und mahnt jetzt dazu, das Geld unbedingt für sinnvolle, nachhaltige Projekte anzuwenden. Viel Zeit bleibe nicht, um der Lausitz eine Vorreiterrolle zu sichern. Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg bringt in diese Entwicklung ihre wissenschaftliche Kompetenz ein. Prof. Dr. Katrin Salchert, Vizepräsidentin Wissens- und Technologietransfer und Struktur der BTU verwies unter anderem auf Forschungsarbeiten zur Knorpelregeneration und zu Assays für die Diagnostik. Mit Studiengängen für Gesundheitsberufe sorge die BTU für Fachkräftenachwuchs, auch am Gesundheitscampus Brandenburg ist sie beteiligt.

Raik Nowka, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion und Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Spremberg, nannte die bereits zahlreichen Netzwerke der Gesundheitswirtschaft als zentralen Anknüpfungspunkt für die jetzt beginnende Umsetzung von Förderprojekten. Das Carl-Thiem-Klinikum betreibe Medizinische Versorgungszentren in kleinen Städten, das Ärztenetzwerk mit drei Kliniken der Lausitz stehe für eine frühzeitig begonnene Vernetzung. Tageskliniken würden gebildet, auch mit Akteuren aus Sachsen gebe es bereits enge Kontakte. „Doch bei geringer werdenden Ressourcen sind für unsere große Fläche neue Lösungen nötig, die mit diesen Netzwerken entwickelt und umgesetzt werden können“, unterstrich er.

Die Stichworte Digitalisierung und Telemedizin warf Prof. Ostwald in die Debatte ein. Mit einer Profilierung in diesem Bereich könnte die Lausitz auch gegenüber anderen Regionen punkten. „Da gibt es noch nicht viel in Deutschland“, sagte er. Aber auch eine solche Profilierung braucht neben Geld die passenden Rahmenbedingungen. Michael Scherf, der das Medizintechnikunternehmen GETEMED führt, verwies aus dem Publikum auf das gerade gegründete Zentrum für Künstliche Intelligenz: „Telemedizin ist kein einfaches Pflaster“ sagte er. Wir haben die große Chance, Neues zu entwickeln – aber die Daten, die wir benötigen, kommen aus China und den USA, anstatt aus dem eigenen Land.“ Da mehrfach in der Diskussion ein schneller Ausbau der Infrastruktur mit Breitband, Straßennetz und schneller Zugverbindung nach Berlin und Cottbus gefordert worden war, meinte Scherf lakonisch: „Für eine Modellregion wäre eine Magnetschwebebahn toll!“ Die fährt allerdings in China und ist in der Lausitz auch künftig nicht zu erwarten. Immerhin soll das zweite Gleis an der Strecke nach Berlin endlich durchgängig installiert werden. Das sei allerhöchste Zeit, so Dr. Freytag. „Wir bauen es aber nicht, um Pendler schneller in die Hauptstadt zu bringen, sondern damit umgekehrt Fachkräfte in die Lausitz kommen und sich nicht abgehängt fühlen.“ Die Auswahl geeigneter Förderprojekte werde über die Projektplattform Wirtschaftsregion Lausitz gesteuert, die gleichzeitig Ansprechpartner für Ideen ist. Die Lausitz müsse sich als Teil der Metropolenregion verstehen und mit diesem Image auch mehr werben. „Wir brauchen Optimismus, Mut und Stolz auf die Heimat Lausitz. Nur so können wir die Herausforderungen des Strukturwandels meistern.“

Impulsvortrag Lausitz – Eine Region im Aufbruch
Die Gesundheitswirtschaft als ein tragender Baustein für den Strukturwandel (PDF-Dokument 1,9 MB)











Initiative Gesundheitswirtschaft Brandenburg e.V. | Schlaatzweg 1 | 14473 Potsdam
Telefon 0151 14358549 | info@igw-bb.de