Drei Hochschulen - ein Schwerpunkt: Gesundheitswissenschaften in Brandenburg
Potsdam, 24. September 2020

Die Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg (FGW), in der die Universität Potsdam, die Medizinische Hochschule „Theodor Fontane“ Brandenburg und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg zusammenarbeiten, entwickelt sich seit ihrer Gründung vor gut zwei Jahren sehr erfolgreich. Sie braucht angesichts der Absicht, eine Medizinische Fakultät in der Lausitz zu etablieren, ein klares Profil und eine größere Dynamik – so der Tenor beim 15. Health Circle der Initiative Gesundheitswirtschaft Brandenburg am 23. September in Potsdam.
Zu der Veranstaltung hatten die IGW BB und die Fakultät gemeinsam eingeladen. Die Universität Potsdam stellte in ihrem Campus Griebnitzsee Räume und Infrastruktur zur Verfügung, um für rund 100 Interessierte die Teilnahme auch in Corona-Zeiten sicher zu ermöglichen. Jürgen Heese, Vorstandsvorsitzender der IGW, dankte dafür ganz besonders herzlich, denn damit konnte seit Monaten endlich wieder eine persönliche Diskussion bei einem offenkundig stark bewegenden Thema geführt werden.

Dass diese Entwicklung eine Erfolgsgeschichte ist, wurde in der Podiumsdiskussion mehrfach bekräftigt. Zugleich wurde deutlich, dass der beabsichtigte Aufbau einer Universitätsmedizin in der Lausitz im Rahmen des Strukturwandels viele Fragen aufwirft, die das künftigen Profil der FGW und ihrer Träger sowie mögliche Schnittstellen zu der neuen Hochschulmedizin betreffen. Tobias Dünow, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, vertrat vehement die Position der Landesregierung, dass eine künftige Medizinische Fakultät in Brandenburg nur durch klare Alleinstellungsmerkmale ihre Berechtigung erhalte. „Wir sind zur Exzellenz verdammt“, sagte er. Dafür sei das zehnköpfige Expertengremium unter Leitung von Prof. Einhäupl und mit weiteren renommierten Wissenschaftlern berufen worden. Der Zeitrahmen für die
Gründungsvorbereitung umfasse gut fünf Jahre oder mehr. Während die Medizinische Fakultät, die als erste und einzige derartige Einrichtung durch den Bund im Zuge des Kohleausstiegs finanziert werde, sich weit über Brandenburg hinaus einen Namen machen müsse, habe die FGW ihren Schwerpunkt klar im Land. Der hier vorhandene Handlungsbedarf zur Sicherung der medizinischen Versorgung in einer alternden Gesellschaft und mit teils dünn besiedelten Regionen erfordere eine größere Entwicklungsdynamik als bisher.
Prof. Christiane Hipp, amtierende Präsidentin der BTU Cottbus-Senftenberg, bekräftigte dies: „Wir sind in einer sehr dynamischen Situation, die hohe Agilität erfordert“, sagte sie. Parallelentwicklungen könne man sich nicht leisten, müsse aber für den Strukturwandel in der Lausitz auch Wege gehen, die noch nicht bis ins letzte Detail durchgeplant seien. Der CDU-Landtagsabgeordnete Prof. Michael Schierack sprach sich dafür aus, einerseits die notwendigen Signale für die Zukunft der Menschen in der Lausitz zu senden. Anderseits sei es wichtig, dem Expertengremium die nötige Zeit für ein schlüssiges Konzept einzuräumen, mit dem die Zustimmung der Bundesländer zur neuen Medizinischen Fakultät gesichert werden kann. Prof. Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, betonte: „Wir wollen alle eine exzellente Universitätsmedizin in Brandenburg, der Schwerpunkt in der Lausitz macht Sinn.“ Er bezweifele jedoch, dass es sinnvoll sei, eine medizinische Hochschule am Reißbrett zu entwerfen. Auch bei der FGW gebe es eine intensive Abstimmung der Kompetenzen und Kooperation. Das Dach der FGW biete sich an, um auch bei dem großen Projekt zu helfen. Prof. Edmund Neugebauer, Präsident der Medizinischen Hochschule Brandenburg, unterstrich die wissenschaftliche Basis der hier bereits angebotenen Studiengänge. „Die MHB hat sich bei der Entwicklung der Forschung hervorragend aufgestellt“, bekräftigte er. Eingeworbene Forschungsmittel in Millionenhöhe ergänzten das Budget der privaten Hochschule deutlich.
Statements und Fragen aus dem Publikum zeigten das große Interesse an der weiteren erfolgreichen Gestaltung der Fakultät für Gesundheitswissenschaften im Dienste einer zukunftsfähigen medizinischen Versorgung im Land.