Chancen der Digitalisierung im Gesundheitswesen – Die Lausitz kann sie ergreifen
Potsdam, 19. November 2021

Die Erwartungen an Konzepte für die künftige „Modellregion Gesundheit Lausitz“ werden konkreter – um die Mittel für den Strukturwandel in der Kohleregion sinnvoll und nachhaltig einzusetzen, werden anspruchsvolle Projekte gesucht. Mit den Empfehlungen der Expertenkommission zum Aufbau einer Universitätsmedizin in der Lausitz liegen zugleich erste Weichenstellungen vor. Klar scheint, dass die Digitalisierung dabei eine zentrale Rolle spielen muss, doch wie konkret und in welchem Zeitrahmen? Darum drehte sich eine spannende Diskussion beim 16. Health Circle der Initiative Gesundheitswirtschaft Brandenburg (IGW BB).
Die Veranstaltung fand in hybrider Form statt. In den Hörsaal des gastgebenden Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam durften am Abend des 18. November knapp 40 Gäste, worüber sich diese und die Veranstalter angesichts selten gewordener derartiger Treffen trotzdem sehr freuten. Jürgen G. Waldheim, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der IGW BB, unterstrich dies auch in seiner Begrüßung, in der er auch die „Zuschauer an den Bildschirmen“ willkommen hieß: Die Zahl der Anmeldungen für den Livestream lag deutlich höher, so dass insgesamt rund 100 Interessierte teilnehmen konnten.
Telematik-Infrastuktur und konkrete Anwendungen
Über den aktuellen Stand und die künftigen Chancen der Digitalisierung generell im deutschen Gesundheitswesen sprach in seiner Keynote Stefan Höcherl, Leiter Strategie und Standards der gematik GmbH.
Dieses Unternehmen (zuvor gematik – Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH) wurde 2005 von den Spitzenorganisationen des deutschen Gesundheitswesens gegründet, um die Einführung, Pflege und Weiterentwicklung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und ihrer Infrastruktur in Deutschland voranzutreiben, zu koordinieren und die Interoperabilität der beteiligten Komponenten sicherzustellen. In den zurückliegenden Jahren hat sich das Aufgabenspektrum stark erweitert: Elektronische Patientenakte, eRezept und weitere anspruchsvolle Anwendungen gehören zu den aktuellen Themen. „In den letzten drei Jahren wurden viele wichtige Grundlagen für die Arbeit geleistet“, erklärte Stefan Höcherl. „Die Telematik-Infrastuktur steht als Basis im Hintergrund zur Verfügung. Das Kernstück bilden die konkreten Anwendungen in der Praxis, in die viel Arbeit investiert wird.“ Die Pandemie habe gezeigt, wie dringend medizinische Daten benötigt würden. Bei Innovationen wie der eRezept-App, digitalem Impf- oder Mutterschutzpass oder der elektronischen Arztauskunft werde sich ab kommendem Jahr der konkrete Nutzen der Digitalisierung für die Patientinnen und Patienten zeigen. „Wir arbeiten bei diesen Anwendungen patientenorientiert und nehmen die Nutzererfahrungen von allen Partnern auf“, versicherte Stefan Höcherl. Er verwies auf die Entwicklung einer Anwendung für die digitale Meldekette in der Pandemie, die auf Anfrage des Robert-Koch-Instituts geleistet worden ist. „Wir haben es geschafft, dass inzwischen alle 375 Gesundheitsämter und 490 Labore an dieses System angeschlossen sind.“ In einem Ausblick auf die nächsten fünf Jahre informierte er über die Weiterentwicklung der Telematik-Infrastruktur (TI) zur TI 2.0. Das Ziel lautet: Vereinfachung bei höherem Nutzen und modernem Sicherheitskonzept. Die sektorenübergreifende Versorgung bildet dabei einen Schlüssel, mit dem Herausforderung wie der demografische Wandel, Zugang zu hoher Qualität und innovativen Formen der Gesundheitsversorgung und Wirtschaftlichkeit gemeistert werden sollen.
Telematik-Infrastuktur und konkrete Anwendungen
Über den aktuellen Stand und die künftigen Chancen der Digitalisierung generell im deutschen Gesundheitswesen sprach in seiner Keynote Stefan Höcherl, Leiter Strategie und Standards der gematik GmbH.

Zusammenwirken über Sektorgrenzen hinweg
Diese Herausforderungen existieren für die Lausitz in besonderem Maße, durch den Ausstieg aus der Braunkohle steht zugleich die traditionelle Wirtschaftsstruktur vor dem Umbruch. Kann die Digitalisierung bei diesem Wandel nur helfen oder können Akteure des Gesundheitswesens zusammen mit Forschern und IT-Spezialisten darüber hinaus selbst Lösungen entwickeln, die auch in anderen Regionen und möglicherweise international bahnbrechend wirken?
Beide Aspekte wurden im Podium angesprochen. Holger Rostek, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB), forderte, die verschiedenen Akteure in der Gesundheitsversorgung enger zusammenzubringen und dabei nicht nur Zentren wie Cottbus im Blick zu behalten. „Wir müssen mit vielen reden und sie von Vorteilen digitaler Anwendungen überzeugen“, sagte er. Dr. Helmut Hildebrandt, Vorstandsvorsitzender der OptiMedis AG, regte an, angesichts der gewaltigen Herausforderungen und der Akzeptanz digitaler Anwendungen den gesamten sozialen Bereich sehr viel stärker als bisher in die Digitalisierung des Gesundheitswesens zu integrieren. Er sehe im funktionierenden sozialen Austausch die Chance für die Digitalisierung – „wir müssen noch viele analoge Prozesse organisieren“, betonte er. Der enorme Zuwachs an Videosprechstunden in der Pandemie ist für Michael Zaske, Leiter der Abteilung Gesundheit im Ministerium für Gesundheit, Soziales, Integration und Verbraucherschutz, ein deutliches Signal für die Fähigkeit, schnell zu modernen Formaten überzugehen, wenn es sein muss. „Darauf müssen wir aufbauen“, forderte er. Die Gesundheitsversorgung in der Lausitz für die Zukunft auszubauen, sei ohne schnelle Informationen und deren Verknüpfung nicht möglich. Bei der Pflege sprach auch er sich dafür aus, die Eingliederung auf kommunaler Ebene neu zu denken, um ganzheitliche Lösungen für die unterschiedlichen Lebensphasen der älter werdenden Menschen zu finden. Dr. Hildebrandt verwies auf die Rolle der gesetzlichen Krankenkassen, die über alle relevanten Daten verfügen, aber regional unterschiedlich stark und untereinander Wettbewerber seien. „Wer koordiniert die Zusammenarbeit bei der Vorbereitung neuer Lösungen“, fragte er? Für Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost, lässt sich diese Frage stets zufriedenstellend klären. „Die erste Frage sind die Inhalte, also: Wer soll was machen?“, erklärte sie. „Wir haben umfangreiche Erfahrungen bei derartigen Projekten. Aber wir müssen zum Beispiel wissen, wo welche Indikationen in welcher Versorgungsstufe gesteuert werden sollen. Bei der Organisation der einheitlichen Pflegeberatung für alle Krakenkassen haben wir gezeigt, dass es funktioniert.“
Ein Kooperationsmodell mit vielen Akteuren
Sebastian Scholl, Direktor Finanzen und Digitalisierung des Carl-Thiem-Klinikums Cottbus, unterstützt das. „Wir müssen zunächst sagen, was wir wollen“, unterstrich er. „Wir dürfen aber nicht einfach Dinge aus der Vergangenheit fortschreiben, sondern müssen weiter denken. Die Krankenhausplanung, die ambulante Versorgung, auch die weiteren Bereiche, das alles müssen wir zusammenführen um zu neuen Lösungen zu kommen.“ Michael Zaske erhärtete diesen Gedanken: „Es hilft nicht, strukturkonservativ zu denken. Wir müssen auf den bestehenden Ordnungsrahmen aufbauen, ihn ausweiten. Wenn das gelingt, haben wir die Chance, durch den Bund mit der konkreten Entwicklung beauftragt zu werden. Dann schaffen wir ein Kooperationsmodell, in dem die Landesregierung, die Kommunen, das Carl-Thiem-Klinikum und die weiteren Akteure im Gesundheitswesen in der Modellregion Gesundheit Lausitz zusammenwirken.“
Kontakt | Ansprechpartner:
Jürgen Heese 0800 265080-31594
Jürgen G. Waldheim 030 859089-0
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Diese Herausforderungen existieren für die Lausitz in besonderem Maße, durch den Ausstieg aus der Braunkohle steht zugleich die traditionelle Wirtschaftsstruktur vor dem Umbruch. Kann die Digitalisierung bei diesem Wandel nur helfen oder können Akteure des Gesundheitswesens zusammen mit Forschern und IT-Spezialisten darüber hinaus selbst Lösungen entwickeln, die auch in anderen Regionen und möglicherweise international bahnbrechend wirken?

Ein Kooperationsmodell mit vielen Akteuren
Sebastian Scholl, Direktor Finanzen und Digitalisierung des Carl-Thiem-Klinikums Cottbus, unterstützt das. „Wir müssen zunächst sagen, was wir wollen“, unterstrich er. „Wir dürfen aber nicht einfach Dinge aus der Vergangenheit fortschreiben, sondern müssen weiter denken. Die Krankenhausplanung, die ambulante Versorgung, auch die weiteren Bereiche, das alles müssen wir zusammenführen um zu neuen Lösungen zu kommen.“ Michael Zaske erhärtete diesen Gedanken: „Es hilft nicht, strukturkonservativ zu denken. Wir müssen auf den bestehenden Ordnungsrahmen aufbauen, ihn ausweiten. Wenn das gelingt, haben wir die Chance, durch den Bund mit der konkreten Entwicklung beauftragt zu werden. Dann schaffen wir ein Kooperationsmodell, in dem die Landesregierung, die Kommunen, das Carl-Thiem-Klinikum und die weiteren Akteure im Gesundheitswesen in der Modellregion Gesundheit Lausitz zusammenwirken.“
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